Ein Lohn zum Leben


Bildquelle: Ulf Stephan - r-mediabase.eu

Die Informationsveranstaltung mit Frau Mushrefa Mishu, Vorsitzende der Gewerkschaft „Garment Workers Unity Forum" (GWUF) Bangladesch, zur aktuellen Situation der Textilarbeiterinnen fand am 3.12.2013 im Gewerkschaftshaus Kiel statt.

"Existenzlohn für alle – Näher*innen verdienen mehr!"
Unter diesem Titel präsentierte die "Clean-Clothes-Campaign Aktivgruppe Kiel" die Arbeit der "Kampagne für Saubere Kleidung". Ein Fokus lag auf der Vorstellung der internationalen Kampagne „Ein Lohn zum Leben".
Existenzlöhne zu berechnen ist wichtig, um die angemessene Bezahlung von Arbeiter*innen sicherzustellen. Durch die Berechnung für eine ganze Region kann verhindert werden, dass Unternehmen ihre Produktion in ein Land mit niedrigeren Kosten verlagern – der sogenannte race to the bottom (Abwärts-Wettlauf).

Die Clean Clothes Campaign ist Teil der "Asia Floor Wage Alliance", eines Zusammenschlusses von asiatischen Gewerkschaften und Arbeitsrechtsorganisationen, die eine Formel für einen asiatischen Existenzlohn festgelegt hat. Der Asiatische Basis-Existenzlohn wird in KKP$ (Kaufkraftparität) berechnet. Dabei handelt es sich um eine fiktive Weltbankwährung, die auf dem Konsum von Waren und Dienstleistungen beruht und den Vergleich von Lebensstandards in verschiedenen Ländern unabhängig von nationalen Währungen ermöglicht. Asia Floor Wage Alliance führt regelmäßig Erhebungen zum Lebensmittel-Warenkorb durch, um den aktuellen asiatischen Existenzlohn zu berechnen.
Nähere Informationen erhalten Sie dazu unter www.lohnzumleben.de!

Die Katastrophen in den Herstellungsfabriken der Textilindustrie in Pakistan und Bangladesch haben durch die Berichterstattung in den Medien uns Konsument*innen mit den unwürdigen Arbeitsbedingungen der Näher*innen konfrontiert. Unbezahlte Überstunden, fehlende Gesundheitsversorgung, Unterdrückung und Verhinderung von Gewerkschaften, sexuelle Übergriffe und Misshandlungen, unzureichender Arbeitsschutz sowie ein Lohn, der nicht einmal zur minimalen Deckung der Grundbedürfnisse reicht, sind tagtägliche Menschenrechtsverletzungen in der globalisierten Textilindustrie. Die Probleme sind vielseitig und für uns Konsument*innen beim Kauf später nicht zu erkennen.

Laut Bericht von Mushrefa Mishu, Vorsitzende der Gewerkschaft „Garment Workers Unity Forum“ (GWUF), hat sich auch nach der Medienaufmerksamkeit bezüglich der Katastrophen in Pakistan und Bangladesch die Situation der Arbeiter*innen in Bangladesch nicht spürbar verändert. Das Brandschutzabkommen, welches mehrere Unternehmen nach den Katastrophen in der Textilbranche (u.a. der verheerende Brand in der Textilfabrik "Rana Plaza" (Bangladesch)) als ersten Schritt für eine Verbesserung in puncto Sicherheit am Arbeitsplatz unterzeichnet haben, bewertet Mushrefa Mishu als wichtige Unterstützung für ihren Kampf.
Nähere Informationen zum Brandschutzabkommen erhaĺten Sie hier!

Die Gewerkschaft GWUF hat über 450.000 Mitglieder, sie berät Arbeiter*innen aus Bekleidungsfabriken und organisiert Streiks. Mushrefa Mishu war mehrmals inhaftiert. Das GWUF kämpft nach wie vor um eine gesetzliche Gleichstellung mit den staatlichen Gewerkschaften, daher auch der Begriff Forum. Die engagierten Aktivist*innen arbeiten selbstorganisiert und können lediglich ein sehr kleines Büro unterhalten. Sie bekommen keine finanzielle Unterstützung von Seiten des Staates. Es fehlt hier an Mitteln für notwendige Informationsverbreitung unter den Arbeiter*innen – beispielsweise ein Drucker.

„Jeder Mensch hat das Recht auf gerechte und befriedigende Entlohnung, die ihm und seiner Familie eine der menschlichen Würde entsprechende Existenz sichert [...]“, Aritkel 23/3 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen.

John Ruggie, UNO-Sonderbeauftragter, hält in den „Leitlinien für Wirtschaft und Menschenrechte“ fest, dass Unternehmen verpflichtet sind, Menschenrechte zu respektieren. Ein existenzsichernder Lohn ist ein Grundrecht – dieses steht allen zu, insbesondere jenen Arbeiter*innen, die Produkte herstellen und damit die Grundlage für Gewinneinnahmen von Konzernen liefern.

Ein Wunsch unserer Gruppe ist, dass sich zukünftig unsere Gewerkschaften hier vor Ort mehr für das Thema interessieren und solidarisch engagieren - zumal einige von ihnen dem Trägerkreis der Kampagne für Saubere Kleidung angehören. Die Teilnahme einiger Mitglieder der örtlichen Gewerkschaften und deren Kooperation bei der Veranstaltung am 03.Dezember waren ein erster wichtiger Schritt in diese Richtung. Die menschenrechtsverletzenden Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie sind ein globales Problem, die es solidarisch, international zu bekämpfen gilt.

Beteiligen Sie sich noch heute an der Online-Petition und fordern Sie weltweit existenzsichernde Löhne!

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